Presseinformation Nr. 16 vom 20. Februar 2004

Neue Wege im mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht

50 hessische Schulen nehmen am BLK-Modellversuch SINUS-Transfer teil

Mit dem BLK-Modellversuch SINUS-Transfer hat Kultusministerin Karin Wolff heute in der Technischen Universität Darmstadt ein weiteres Projekt zur nachhaltigen Qualitätsverbesserung im mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht gestartet. Bis Ende des Schuljahres 2004/05 werden 50 hessische Schulen mit Sekundarstufe I an dem Modellversuch teilnehmen: 34 Schulen arbeiten an der Qualitätsentwicklung des Mathematikunterrichts, 16 Schulen an der des naturwissenschaftlichen Unterrichts. Hessen setzt damit gemeinsam mit bundesweit rund 700 Schulen die Entwicklungsarbeit fort, die aufgrund der unbefriedigenden Ergebnisse der Vergleichsstudie TIMSS (Third International Mathematics and Science Study) von 1998 bis 2003 mit dem Modellversuch SINUS unternommen wurde.

 

Über SINUS hinaus hatte Wolff mit dem Hessischen Landesinstitut für Pädagogik (HeLP) im Jahr 2001 ein Modell der schulinternen Lehrerfortbildung, die so genannte "Qualitätsinitiative SINUS", gestartet. Dafür haben sich mittlerweile mehr als 300 Fachkollegien Mathematik und Naturwissenschaften angemeldet; mehr als 100 Fachkollegien haben die Maßnahme bereits abgeschlossen. "Das ist rund die Hälfte aller hessischen Schulen mit Sekundarstufe I. Dank dieser enormen Resonanz stehen wir bundesweit an der Spitze der Qualitätsentwicklung im mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht", so die Ministerin.

 

Die Erfahrungen sowohl in den SINUS-Modellschulen als auch in den Schulen, die nach erfolgter Lehrerfortbildung von der neuen Unterrichtsmethodik Gebrauch machen, zeigten, so Wolff, dass sich dies in der Praxis bewähre. Das Basiswissen der Schülerinnen und Schüler werde durch systematische Wiederholungen besser verankert, ihre Argumentationsfähigkeit durch Anforderungen an eigene Reflexionsfähigkeit deutlich gefördert. "Sie erhalten das nötige Rüstzeug, um sich den Herausforderungen der Mathematik und der Naturwissenschaften mit Elan und Erfolg zu stellen", ist Wolff überzeugt.

 

"Die Ergebnisse von TIMSS und PISA legen nahe, dass Ursachen für das unbefriedigende Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Ebenen des Schulsystems zu finden sind", sagte Wolff. Eine Qualitätsverbesserung im Bereich der mathematischen und naturwissenschaftlichen Bildung sei daher in erster Linie durch einen Schulentwicklungsprozess zu erreichen. Der Fachunterricht könne nur durch die gemeinsamen Anstrengungen der Fachgruppen mit Aussicht auf eine längerfristige Wirkung weiterentwickelt werden. Daher setzt auch der Modellversuch SINUS-Transfer auf die Kompetenz und die professionelle Kooperation der Lehrkräfte, die in Teams Unterricht gemeinsam planen, durchführen, reflektieren und ihre Erfahrungen in die Arbeit der gesamten Fachgruppe einbringen. "Das Engagement der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer, die im Modellversuch für eine nachhaltige Qualitätsverbesserung im Unterricht arbeiten, verdient besondere Anerkennung", sagte die Ministerin.

 

Die Arbeit im neuen Modellversuch SINUS-Transfer wird in sechs regionalen Schulsets mit jeweils sieben bis neun Schulen als Prozess von Fachgruppen organisiert, die diesen selbst gestalten, mit den anderen Schulen des Sets Erfahrungen austauschen und dabei zusätzlich Unterstützung durch Beratung und Fortbildung erfahren. Begleitet werden die Schulen jeweils von einem Set-Koordinator bzw. einem Set-Koordinatorenteam. Vergleichbar mit den Konzepten der PISA-Studie orientiert sich die Modellversuchsarbeit an der mathematischen bzw. naturwissenschaftlichen Grundbildung. Zielsetzungen für den Unterricht sind die fachlich gehaltvolle Unterrichtsgestaltung, die kognitive Aktivierung der Schülerinnen und Schüler und eine effiziente und schülerorientierte Unterrichtsführung.

 

Ein besonderes Ziel des Modellversuchs ist die Förderung der so genannten "PISA-Risikogruppe", also jene rund 25 Prozent der deutschen Schülerinnen und Schüler, deren mathematische Grundbildung nach den PISA-Ergebnissen nur bedingt für die erfolgreiche Bewältigung einer Berufsausbildung ausreicht. Da Haupt- und Realschulen sowie Gesamtschulen etwa 80 Prozent der 50 SINUS-Transfer-Schulen ausmachen, ist dafür gesorgt, dass an diesem Ziel in größerem Rahmen gearbeitet werden kann.

 

Der Modellversuch SINUS-Transfer wird von der Bund-Länder Kommission (BLK) eingerichtet. Die hessischen Schulen werden von Erfahrungen der "Qualitätsinitiative SINUS" profitieren und darüber hinaus auch von den Modellversuchen "Gute Unterrichtspraxis Mathematik" und "Gute Unterrichtspraxis Naturwissenschaften", die unter der Leitung des Mathematik-Didaktikers Prof. Dr. Werner Blum und des Chemie-Didaktikers Dr. Lutz Stäudel (Universität Kassel) im Zeitraum 1998 bis 2003 durchgeführt wurden. In enger Abstimmung mit der "Qualitätsinitiative SINUS" wird der Modellversuch vom Hessischen Landesinstitut für Pädagogik durchgeführt; mit der Landeskoordination wurde Oberstudienrat Michael Katzenbach betraut. Die mit der "Qualitätsinitiative SINUS" begonnene Kooperation mit der Universität Kassel, der Technischen Universität Darmstadt und dem Zentrum für Mathematik, Bensheim, wird auch in diesem Modellversuch fortgesetzt.

 

Nähere Informationen zu SINUS-Transfer erhalten Sie bei Michael Katzenbach, Hessisches Landesinstitut für Pädagogik (HeLP), Modellversuch SINUS-Transfer, Stuttgarter Straße 18-24, 60329 Frankfurt am Main, Tel.:  069/38989 261 , Fax:  069/38989 606, email: m.katzenbach@help.hessen.de